© Klaus W.

Hochtour auf das Lagginhorn (4010m)

bei Traumverhältnissen

12.08.2025

Hochtour auf das Lagginhorn (4010m) vom 12.08. bis 13.08.2025

Früh morgens und bei bestem Wetter ging es mit Luis zu dritt auf die lange Fahrt über Oberalppass und Furkapass nach Saas Grund, dem Talort. Dort bestiegen wir die Talstation der Hohsaas Bahn um zum Kreuzboden hochzufahren und in einer knappen Stunde den Aufstieg zur Weismieshütte (2726m), unserem heutigen Ziel, zu bewältigten.
Am anderen Morgen, in der Dunkelheit, und beim Schein der Stirnlampe wurde der Berg in Angriff genommen. Es sollte durch eine Überschreitung vom Fletschorn (3985m) das Lagginhorn (4010m) erreicht werden. In der Dunkelheit und beim Steigen in dem blockigen Gelände, übersahen wir die Abzweigung nach links zum Fletschhorn, und bemerkten dies erst weiter oben auf dem Südwestgrat. Der weitere Anstieg war mit dem Südwestgrat somit vorgezeichnet. Der Südwestgrat ist im Prinzip komplett Schnee und Eisfrei, es muss jedoch in dieser Höhe mit Wassereis auf den Steinen und dasselbe im Geröllfeld gerechnet werden. Deshalb überquerten wir einige kleinere hartgefrorene Schneeflächen sicherheitshalber mit den Steigeisen. Auch ist der von anderen vorausgehenden bzw. herabkommenden Bergtouristen ausgelöste Steinschlag in den zu überwindenden Geröllfeldern ein nicht zu unterschätzendes Problem. Ein Helm ist im solchem Gelände ein entscheidender Vorteil. Um 8:15 erreichten wir den Gipfel. Das Wetter war weiterhin grandios, ebenso die Fernsicht, zwar etwas diesig, aber es konnten all die 4000er im Süden und die im Westen direkt über dem Saas Tal betrachtet werden.  
Angefangen von dem Nachbarberg der Weissmies (4013m), führt der Blick auf die andere Seite vom Saastal in Richtung Süden über den Weissgrat, zu der an diesem Ende als grandioser Kulminationspunkt stehenden gewaltigen Monte Rosa Gruppe. Als südlichster Punkt ist die Signalkuppe (4554m) zu sehen mit ihrem vergletschertem Joch Colle Gnifetti (4456m), welches zur weiter rechts stehenden vom Gletscher bedeckten Zumsteinspitze (4563m) führt. Es folgt der Grenzsattel (4451m) welcher zu den drei, für uns, aus unserer Sichtperspektive hintereinander liegenden Gipfeln, zum Grenzgipfel (4617m), der Dufourspitze (4634m) und der Punta Nordend (4608m) aufsteigt. Von der Punta Nordend ist die beeindruckende abfallende Gletscherabbruchkante des Rosagletschers zu sehen, welcher von der sichtbaren Westseite bis dorthin ansteigt. Anschließend spitzelt am Horizont über dem vorgelagerten Strahlhorn (4190m), die vergletscherte Nordseite des Liskamms Ostgipfels (4532m), und die mit Fels und Eis zerklüftete Nord-Ostwand vom Westgipfel (4479m) hervor. Gut sichtbar und beherrschend steht vor dem Liskamm das Strahlhorn (4190m), dessen von der morgendlichen Sonne beschienene vergletscherte Seite der Allalingletscher ist, welcher zum nicht sichtbaren Mattmark Stausee abfällt. Vom Strahlhorngipfel zieht eine felsdurchsetzten Rippe herunter, hinter welcher der Allalingletscher vom Adlerpass herab kommt und durch den von rechts steil aufragendem felsigem Zahn des Rimpfischhorns (4199m) begrenzt wird. Aus unserer Sicht steht das Allalinhorn (4027m) (Bild 20 Bild vergrößern) gleich rechts neben dem Rimpfischhorn und hebt sich durch seine weiße Kappe vom Hohlaubgletscher eindeutig vom Rimpfischhorn ab. Vom Allalinhorn fällt der Hohlaubgrat nach links in einem Bogen in die Tiefe ab, an dessen unterem Ende irgendwo die Britanniahütte stehen muss. Der, den Allalinhorngipel bedeckende Hohlaubgletscher, bricht über eine Felsstufe in sein Nährbecken ab, wobei die Felsstufe sich nach rechts fortsetzt zum Hinter Allalingrat und dieser somit eine seitliche Begrenzung des Hohlaubgletschers bildet. Auf diesem Grat steht weiter unten auf 3457m das Drehrestaurant der Mittelallalinbahn. Der Allalinhorngipfel fällt weiter rechtsgehend auf das Feejoch (3808m) ab, von dem es fast horizontal zum Feechopf Gipfel (3887m) hinüber geht, und die gletscherbedeckte Konturlinie über das Alphubeljoch (3770m) wieder ansteigt zum leuchtend weißen Alphubel (4163m). Zwischen diesen beiden Bergen breitet sich das gewaltige Becken des Feegletschers aus. Dieses Gletscherbecken wird jedoch durch den fast mittig dazwischen liegenden Feechopf, und der von seinem Gipfel herabziehenden prägnanten Felsrippe, welche steil auf den Gletscher abfällt in zwei Hälften geteilt. Über dem Feechopf, am Horizont sind die verschiedenen Gipfel vom Breithorn (4161m) zusehen. Das Breithorn befindet sich schon im nächsten parallel zum Saastal gelegenen Mattertal ganz an dessen Ende oberhalb Zermatt. Sogar das Kleine Matterhorn (3883m) spitzelt daneben gerade noch über das Alphubeljoch (3770m) hervor. Der Alphubel (4163m) steht mit seiner breiten vergletscherten Flanke fast direkt über Saas Fee. Es folgt nun, wenn man den Blick weiter nach rechts Richtung Süd-Westen dreht, die zackige Mischabelgruppe auf der anderen Talseite vom Saastal und Saasgrund. 
Die Mischabelgruppe beginnt vom Alphubel aus gesehen mit dem Felszacken vom Täschhorn (4491m), es geht herunter zum Domjoch (4278m), steigt wieder an zum Dom (4547m) mit seiner ebenso felsigen Ostwand, und dem am Gipfel sichtbarem weissen Dreieck, welches zu dem von der anderen nicht sichtbaren Seite heraufziehendem Hobärgletscher gehört. Vom Domgipfel fällt der scharfe Grat ab zum Lenzjoch (4120m) und schwingt sich wieder auf zur Lenzspitze (4293m), zu derem Gipfel ein noch erhaltenes schmales Eisband vom darunter liegendem Hobalmgletscher hinauf führt. Weiter nach rechts fällt der Grat wieder ab zum Nadeljoch (4207m) und führt hinüber zum Nadelhorn (4327m). Es folgt gleich anschließend die kleine Spitze vom Stecknadelhorn (4240m) und weitergehend das Hobärghorn (4218m). Bei beide Gipfel durchzieht der von Nord-Osten hochkommende Riedgletscher mit seinen Ausläufer die Ostwand noch fast bis an die Gipfel. Der Grat fällt vom Hobärghorn je zum Dirrujoch (3911m) ab und steigt nochmal zum Dirruhorn (4035m) an. Dies ist der letzte 4000er der Mischabelgruppe.
Die Gipfel im Vordergrund werden niedriger, wobei nun aber am Horizont, in so ziemlich genau westlicher Richtung, ein imposanter, fast gleichmäßig geformter schneebedeckter hoher Gipfel erscheint, dessen Ostwand durch eine Felsrippe in der Mitte in fast gleiche Teile aufgeteilt wird. Dieser Gipfel ist das, im parallel liegenden Mattertal, oberhalb Täsch stehende imposante Weisshorn (4506m). Der Grat vom Weisshorn fällt nach Norden über den Grand Gendarme (4329m) gleichmäßig aber stetig ab bis zum Weisshornjoch (4061m), und steigt dort wieder auf zum Bishorn (4151m). Dies ist der letzte 4000der welcher Richtung Westen an diesem Tag zu sehen ist. 
Richtung Norden und Osten war die Sicht durch den Dunst beschränkt. Es konnte am Horizont noch das Bietschhorn (3934m), und über dem Fletschhorn die Jungfrau (4159m) und das Aletschhorn (4194m) und weiter rechts eventuell noch das Finsteraarhorn (4275m) verschwommen ausgemacht werden. Ja, das waren und sind all die Sehnsuchtsberge vieler Bergsteigergenerationen. Ein 4000er hat schon was zu bieten. 
Den Abstieg nahmen wir zeitig in Angriff und folgten Anfangs dem Aufstieg. Weiter unten bogen wir links ab auf den Normalweg und folgten diesem zum Lagginhorngletscher, welcher angenehm überschritten werden konnte, und fanden mit etwas suchen den weiteren Abstiegspfad zur Weissmieshütte. Zwischendurch stellte Luis bei meinen linken Hochgebirgsschuhen fest, dass sich die Sohle am Absatz zu lösen beginnt. Ein blödes für mich überraschendes Malheur. Im Geröll war dies manchmal lästig da der Schuh nicht den festen Halt bot und man ausrutschen konnte. Somit wurde beschlossen die Sohle komplett herunter zu ziehen. Gesagt getan. Trotzdem erreichten wir wohlbehalten die Hütte und genehmigten uns dort unser verdientes Tourenbier. 
Unbedingt ist hierbei zu erwähnen, dass von der Weissmieshütte der höchste Klettersteig der Westalpen beginnt, welcher über das Jegihorn (3206m) und dann in sehr luftiger Höhe eine Stahlseilhängebrücke von der einen Bergseite über eine riesige Schlucht zu einem Gipfel auf der anderen Seite führt. Das ganze Szenarium, und vor allem die Hängebrücke, kann von der Weissmieshütte komplett gesehen und bestaunt werden. Es verschlägt einem die Sprache, wenn man zufällig sehen kann, wie jemand als kleiner schwarzer Punkt langsam, über die fast nicht zu sehenden Stahlseile der Brücke, im blauen Himmel von der einen Seite auf die andere langsam zu schweben scheint. Fantastisch!
Trotzdem schulterten wir wieder die Rucksäcke und stiegen ab zum Kreuzboden, der Mittelstation der Hohsassbahn, deren Annehmlichkeit wir in Anspruch nahmen und schwebten ganz entspannt nach Saas Grund ins Tal.

Eine schöne Bergfahrt nahm somit ihr Ende. Herzlichen Dank an Luis für die umsichtige Führung.